Wir waren ja schon wirklich sehr oft in den Bergen, aber diese Gegend hier hat es uns vom allerersten Moment an angetan. Hohe Berge, schroffe Felsen, ein tolles Licht und dazu noch die wunderschöne bunte Einfärbung der Bäume.
Wir glauben es fast nicht, dass wir uns auf europäischem Boden befinden. Konkreter gesagt in St. Ulrich im Grödner Tal in Südtirol/ Italien. Hier haben wir eine wunderschöne Woche im Spätherbst verbracht, in der wir auch einen ganz tollen Tagestrip durch das UNESCO Weltnaturerbe Dolomiten gemacht haben.
Heute möchten wir dich genau zu diesem Tagestrip mitnehmen.
Inhaltsverzeichnis
Start ist am Fuße der Seiser Alm in St. Ulrich
St. Ulrich, oder auch unter den Einheimischen Ortisei genannt, liegt als Hauptort im wunderschönen Grödner Tal und ist unser Startpunkt für den Roadtrip, da wir hier das Mountain Chalet Ghilga als unsere Unterkunft gewählt haben. Das rund 25 Kilometer lange Tal schlängelt sich durch die atemberaubende Dolomitenlandschaft die auch den letzten Nicht-Bergfan in ihren Bann zieht. Links und rechts geht es steile Hänge hoch, an denen Seilbahnen für den Aufstieg angebracht wurden. Über der Baumgrenze wird es noch steiler und die Berge sehr schroff.
Das macht es aber auch aus, das Panorama welches hier in Richtung Norden von der Geisler Gruppe und in Richtung Süden von Langkofel, Plattkofel, und der Sellakette geprägt wird.
Nun starten wir aber erst einmal mit unserem Roadtrip.
Das musst du erlebt haben: Sonnenaufgang in den Bergen
6:15 Uhr und der Wecker klingelt…oh no! Wir sind doch im Urlaub…aber nein, Moment mal, wir wollen heute doch zu Sonnenaufgang auf dem Berg sein!
Mit diesem Gedanken und der Vorfreude sitzen wir um 6:45 Uhr im Auto und fahren in Richtung des Grödner Jochs. Laut App geht die Sonne um 7:20 Uhr auf, das müssten wir schaffen. Wir fahren die rund 20 Kilometer durch das Grödner Tal, bis es hinter Wolkenstein dann endlich richtig den Berg hinauf geht. An der Gabelung biegen wir links auf die SS243 in Richtung “Grödner Joch” ab. Rund 6 Kilometer schlängelt sich die Straße, teilweise mit spitzen Kehren in luftige Höhe, bis wir auf 2.121 Meter Höhe, bei leichter Dämmerung ankommen. Die Sonne geht langsam auf und wir genießen einfach nur die Ruhe, Einsamkeit und das traumhafte Panorama.
Unser Tipp: Wenn du auch am Grödner Joch diesen unglaublichen Ausblick auf die Sella Spitzen und den Langkofel erhaschen willst, steige bei der Frara Hütte auf den kleinen Aussichtspunkt.
Natürlich bietet dir dieser Weg vom Grödner Tal auf das Grödner Joch auch bei Tageslicht unglaublich schöne Aussichten. Auf dem Weg zum Grödner Joch, aus Wolkenstein kommend, lohnt es sich auf den Schotterplätzen entlang der Straße einmal Halt zu machen. Hier bieten sich traumhafte Aussichten auf die Sellaspitzen oder wie hier auf die Rückseite des sehr imposanten Gipfels des Langkofel.
Wenn du, aus Wolkenstein kommend, dich an der Gabelung der SS243/SS242 rechts hältst, kommst du nach wenigen Kilometern an das Sella Joch. Ein 2.218 Meter hoher Pass auf dessen Weg bis dorthin du auch wieder traumhafte Ausblicke auf die Rückseite des Plattkofel und Langkofel genießen kannst. Auch hast du hier eine ganz tolle Aussicht auf das Grödner Tal.
Nun aber zurück zu unserem Roadtrip:
Weiter geht es in Richtung Südtirols Skiberg Nummer 1
Wir fahren unsere Route weiter auf der SS243 und genießen die Abfahrt in das, wieder im Tal gelegene Kurfar und biegen links auf die SS244 die uns in das Herz von Alta Badia bringt. Alta Badia, eigentlich “nur” ein Tourismusverband, ist bekannt für sein hervorragend angeschlossenes Ski- und Wandergebiet. Gerade als Skifahrer dürfte dir die Sellaronda ein Begriff sein. Genau hier kannst du in sie einsteigen. Ein traumhaftes Erlebnis für jeden Skifahrer!
Da wir aber im Spätherbst unterwegs waren, von Schnee weit und breit keine Sicht war, genießen wir hier einfach, wie wir ein idyllisches Bergdorf nach dem anderen passieren. Alle schön anzusehen, aber nichts was groß erwähnenswert wäre. Beeindruckend bleibt aber weiterhin die umliegende Berglandschaft, die teilweise nur durch einen Bachlauf und der Straße durchzogen wird.
Nach rund 30 Kilometer biegen wir in Zwischenwasser in Richtung Furkelpass ab. Nach kurzer Zeit kommen wir in St. Vigil an. Ein schönes Dorf mit reichem Blumenschmuck und schöner, mit Kopfstein gepflasterter Altstadt. Hier lohnt es sich auf jedenfall einmal anzuhalten und eine Runde zu gehen. Denn ab hier geht das Abenteuer Bergstraße weiter: Kehre links, Kehre rechts, Gegenverkehr, kein Platz zum Ausweichen, aber grandiose Aussichten in das Tal. Steig hier einfach aus, wo es dir gefällt und genieße die Ruhe, das Läuten der Kuhglocken und die umliegenden Berge.
Schon nach wenigen Kilometern bist du dann mitten im Ski- und Wandergebiet Nummer Eins von Südtirol – den Kronplatz. Direkt am Furkelpass bietet es sich auch an, eine kurze Pause einzulegen, ein paar Schritte zu gehen und die herrliche Luft in 1.759 Meter Höhe zu genießen. In der Sommer- und Wintersaison sind hier auch Restaurants und Cafés geöffnet in denen du auch einkehren kannst.
Talwärts zu einem der schönsten Seen der Alpen – Pragser Wildse
Nach dem Furkelpass schlängelt sich die Straße wieder schön, in Richtung Olang bergabwärts. Als wir hier vorbeikommen liegt noch seichter Nebel über dem Ort sodass uns hier wieder ein ganz bezauberndes Bergpanorama geboten wird. Von hier aus sind es nur noch 22 Kilometer bis wir bei unserem dritten Highlight, dem Pragser Wildsee ankommen.
Als wir unseren Urlaub planten, war für uns klar dass wir dem Pragser Wildsee oder wie ihn die Italiener nennen, Lago di Braies, auf alle Fälle einen Besuch abstatten wollten. Vor allem deshalb, weil wir 2017 schon einmal in unmittelbarer Nähe waren, es aber bis zum See selbst, nicht geschafft hatten, da einfach zu viel los war.
Wir hatten Glück, denn wir waren heute vor 11 Uhr da und konnten ganz entspannt bis zum Seeparkplatz vorfahren und so noch etwas die Ruhe um 9 Uhr dort genießen. Ab 11 Uhr wird die Zufahrt für den öffentlichen Verkehr gesperrt und du kommst nur noch via Bus Shuttle aus dem Dorf San Vito dorthin.
Der Weg vom Parkplatz zum See ist recht kurz und führt uns über einen großen Schotterplatz an einem schönen alten Bauernhaus-ähnlichem Gebäude vorbei. Nach genauerem hinsehen, sehen wir dass es sich um das historische Hotel am Pragser Wildsee handelt, welches es schon seit über 120 Jahren hier gibt. Es gibt auch die Möglichkeit der Einkehr und des Kaufs von Souvenirs.
Wir gehen weiter und erhaschen die ersten Blicke vom See. Mit der Bergkulisse im Hintergrund, dem See im Vordergrund und den vom Herbst eingefärbten Bäumen ein absolutes Highlight.
Ein Ort zum Verlieben wie es scheint. Aber, ist das wirklich so? Naja, wir wollen ehrlich sein. Was du hier nicht siesht, ist, wie viele Menschen hier bereits morgens um Neun sind. Überall entlang des Sees waren Kameras aufgebaut, auch ein Filmteam war vor Ort. Der Pragser Wildsee ist extrem beliebt, erst recht seit das italienische Fernsehen hier die Fernsehserie „Die Bergpolizei“ mit Terence Hill dreht. Jetzt kannst du dir ungefähr ausmalen, was hier los ist, wenn Hobbyfotografen, Instagramer, Serienliebhaber, Touristen und Wanderer aufeinandertreffen. Es ist wie Samstagvormittag bei Ikea….
Wie bereits erwähnt, werden die Zufahrten ab 11 Uhr für den Normalverkehr gesperrt, weil Anwohner sonst nicht mehr zu ihren Häusern durchkommen würden. Die Anreise ist dann nur noch via Shuttlebus möglich. Uns war das so nicht bewusst und deshalb möchten wir an Euch appellieren: so schön dieser Fleck Erde auch ist, spart Euch den Stress vor allem in der Hauptsaison und seht von einem Besuch vielleicht ab und schaut in der Nebensaison vorbei! Auch der Natur zuliebe.
Apropos Natur. Diese haben wir bei unserem nächsten Stop, einem Ziegenhof hautnah erlebt.
Abstecher zum Ziegenhof Goasroscht
Vom Pragser Wildsee machen wir uns weiter auf den Weg und fahren durch das schöne Pustertal in Richtung Bruneck auf der Pustertaler Landstraße, der SS49. Unterwegs lohnt sich noch ein Halt am Olanger Stausee der sich hervorragend in die Natur eingebunden hat. Ansonsten ist auf der Pustertaler Landstraße leider sehr viel Verkehr, da dies eine der Hauptstraße Südtirols ist die sich mit vielen schönen Seitentälern wie in Richtung Antholz und Taufers, schlängelt. In Bruneck nehmen wir dann auch den Abzweig in Richtung Sand in Taufers bzw. nach Kematen.
Dort werden wir den Ziegenbauernhof “Goasroscht” besuchen und uns einmal erklären lassen wie Ziegenkäse entsteht.
Marlene, die zusammen mit ihrem Mann und Sohn den Hof betreibt erklärt uns ausführlich und sehr verständlich worauf es bei der Ziegenzucht ankommt, um die beste Milch zu erhalten. Dazu gehört auch, dass sich die Ziegen täglich von frischem Gras ernähren und nur wenig Kraftfutter erhalten. Man merkt Marlene an, sie ist hier mit vollstem Herzblut dabei und gibt gerne ihr Wissen weiter.
Nach der kleinen Führung zu den Alt- und Jungziegen und der Melkmaschine dürfen wir noch feinsten, eigen produzierten Ziegenkäse und Kuhmilchkäse von benachbarten Bauern kosten.
Der direkt zum Hof gehörende Hofladen lädt uns natürlich auch direkt ein, den ein oder anderen leckeren, eigenproduzierten Käse zu kaufen. Leider sind die besten Sorten, wie Ziegenmozzarella schon ausverkauft. Die freundlichen Verkäuferinnen in Marlenes Ladengeschäft empfehlen uns aber weitere hervorragende Käsesorten, wie unseren Liebling eines Käses mit Blumenrinde. Die Zeit auf dem Hof vergeht wie im Flug sodass wir uns schon wieder von diesem wunderbaren Fleckchen Erde verabschieden.
Übrigens: die Führungen werden nur im Sommer mittwochs angeboten. Hier empfiehlt es sich, sich auch vorher anzumelden.
Im übrigen gibt es unweit des Goasroascht Hofes sehr sehenswerte Wasserfälle, die Reinbachfälle von Kematen. Leider haben wir diesen Abstecher zeitlich nicht geschafft. Die Gegend eignet sich auch hervorragend für Paragliding Flüge da diese teilweise auch recht flach ist, aber dennoch hohe Berge für einen Start bietet.
Aufi gehts zur Seiser Alm
Von Kematen aus fahren wir wieder über Bruneck in Richtung der Autobahn A22 und fahren dort dann auf in Richtung Bozen / Kastelruth um auf die Seiser Alm zu kommen. Am besten ist es, die Abfahrt Barbian zu nehmen um dann die kurvenreiche Straße hoch bis nach Kastelruth zu nehmen.
Generell gibt es viele Möglichkeiten, um auf die größte Hochalm Europas zu gelangen. Zum einen kannst du dich aus Seis am Schlern und St. Ulrich mit der Seilbahn direkt und bequem auf die Seiser Alm bringen lassen. Des Weiteren gibt es auch regelmäßigen Busverkehr auf die Seiser Alm und in die umliegenden Orte, so kannst du vielleicht einen Weg (hoch oder runter) sogar zu Fuß absolvieren 🙂
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit mit dem Auto auf die Seiser Alm zu fahren, aber hier gibt es einiges zu beachten:
Denn, die Straße die zwischen Kastelruth und Seis am Schlern in Richtung Seiser Alm abzweigt, ist generell für den Durchgangsverkehr gesperrt!
Du kannst dennoch jederzeit hochfahren, wenn du z.B. eine Unterkunft auf der Seiser Alm gebucht hast. Vor 9:00 Uhr und nach 17:00 Uhr ist die Straße aber für jeden befahrbar.
Aber nicht dass du nun denkst, du kannst dich auf der Seiser Alm frei bewegen, wie du magst- nein, hier wurde der Autoverkehr klar geregelt. Besucher der Seiser Alm dürfen bis nach Compatsch zu den ausgeschriebenen Parkplätzen fahren und ab hier geht es dann nur noch zu Fuß oder per Rad weiter.
Wir finden, diese Regelung im Übrigen super da hier oben wirklich ein kleines Paradies anzutreffen ist und es aus unserer Sicht mega schade wäre, wenn hier reger Autoverkehr herrschen würde, mal abgesehen von der ganzen Natur die hier sicherlich auch darunter leiden würde. Und außerdem, würde man die Schönheit und die Details auf der Seiser Alm vom Auto aus nicht entdecken können.
Wir waren, während unseres Aufenthalts sogar mehrmals auf der Seiser Alm. Warum? Das erzählen wir dir genau jetzt!
Warum es sich lohnt auf die Seiser Alm zu kommen
Wie schon oben beschrieben, gleicht die Seiser Alm einem kleinen Paradies. Wir sind sowohl aus der Richtung von St. Ulrich als auch aus Compatsch auf die Seiser Alm gekommen und wir waren immer total überwältigt, wie schön es hier ist. Es wirkt alles so unwirklich, wie gemalt. Die Seiser Alm zeichnet sich im Besonderen durch das hochgelegene, relativ flach verlaufende Plateau aus, welches von spektakulärer Berglandschaft eingerahmt ist. Es erwartet einen, eine Hügellandschaft die mit Wander- und Radwegen durchzogen ist. Hier und da sieht man urige Hütten, die auch teilweise zur Einkehr einladen.
Am Ende unseres Roadtrip Tages haben wir den Abend bei einem kleinem Spaziergang im Sonnenuntergang auf der Seiser Alm ausklingen lassen. Wir haben unser Auto abgestellt und ließen uns einfach treiben. Die Straße vom Parkplatz führt noch ein wenig durch den Ort, der etwas verschlafen wirkte.
Aber am Ende der Straße sehen wir schon von weitem die einzigartige Hügellandschaft der Seiser Alm. Von dieser Seite der Seiser Alm hast du einen ganz hervorragenden Blick auf den Plattkofel. Er scheint zum Greifen nah. Auf der anderen Seite sehen wir noch die Ausläufer des Schlern und des Rosengartens, auch beeindruckende schroffe und Dolomiten-typische Felsen.
Von Compatsch aus gehen unzählige tolle Wanderwege zu ganz urigen Hütten ab, wo für jeden Naturliebhaber und jedes Level sicherlich was dabei ist. Leider waren wir schon zu spät für eine längere Wanderung, aber wir wollten ja auch den Sonnenuntergang genießen.
Genau deswegen sind im Herbst die Dolomiten auch so beliebt. Die nach Westen ausgerichtete Berge werden bei Sonnenuntergang von der Sonne angestrahlt und je nach Wetterlage leuchten diese dann rot. Das nennen die Südtiroler dann “Burning Dolomites”. Leider hatten wir dahingehend kein Glück, da es zu bewölkt war. Aber auch bei der Dämmerung hat die Seiser Alm etwas.
Nichtsdestotrotz hatten wir einen ganz wundervollen und mit tollen Eindrücken gespickten Roadtrip Tag und können dir diese Tour nur empfehlen.
Unser Fazit für diesen Roadtrip Tag:
Wenn du in der Nähe bist und in einem Tag wirklich viel Schönes sehen möchtest, können wir dir diese rund 222 Kilometer lange Tour nur ans Herz legen. Plane auf alle Fälle einen kompletten Tag ein. So wirst du definitiv alles sehen und genießen können.
Dein Milecouple,
Daniel & Anke
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